Gedanken zum Thema Depression

Viele Menschen verstehen nicht im Geringsten, was es für Betroffene heißt sich aus einer Depression, Angststörung, Essstörung, chronischen Schmerzerkrankung etc. herauszukämpfen. Es ist ein Kraftakt der mit einer menschlichen Geburt vergleichbar ist, nur dass das Ganze nicht nach ein paar Stunden vorbei und geschafft ist. 

So wie die Gebärende unsägliche Schmerzen aushalten muss, die in diesem Moment von niemand anderem nachempfunden werden können, fühlen auch Menschen mit chronischen Erkrankungen oft überwältigende Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins, beim Kampf gegen ihre zermürbenden Symptome. Man kann zwar erzählen, wie es einem geht aber wer kann es denn wirklich verstehen oder gar nachvollziehen? 

Das Schlimmste aber sind Annahmen und Aussagen, die Betroffene als „empfindlich“, „labil“, „nicht belastbar“ oder gar „schwach“ abstempeln. Genau diese Sichtweise führt zu schmerzhafter Stigmatisierung im Alltag und macht Betroffenen das Leben doppelt schwer.

Menschen, die sich (zum Teil immer und immer wieder) aus den tiefschwarzen Löchern ihrer körperlichen und mentalen Erkrankungen kämpfen, sind weder empfindlich noch labil. Sie sind die stärksten Menschen überhaupt und von ihnen können wir lernen. Sie, die immer wieder vor den sprichwörtlichen Zug des Leidens und der Qual geworfen werden und dann ihre (nicht vorhandenen) Kräfte mobilisieren müssen um ihr Leben noch einmal zu retten. 

Ja, sie hätten sich wahrlich eine Pride-Parade verdient. Und sei es nur um gesunde Menschen aufzurütteln. Sie dazu zu bringen zu sehen. Zu hören. Zu fühlen. Zu helfen. Da zu sein. 
Denn es kann jeden treffen. Auch dich.

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